Ulme als Bogenholz

Bogenholz Ulme
Als Bogenholz war die Ulme (Bot. Ulmus) oder Rüster immer schon von Bedeutung, gehört also nicht zu den „Neuentdeckungen“ im Bogenbau. Auf Grund der höheren Frosttoleranz dürfte die Ulme nach der Eiszeit respektive in den Interglazialen eine wesentliche Rolle im prähistorischen Bogenbau gespielt haben.

Aufbau und Eigenschaften
Ringporiges Holz und damit in einer Reihe mit Robinie, Esche u.A. stehend. Besonders ist allerdings die zwischen Kern- und Splint sich ausbildende Reifholzzone, Spätholzgefäße umgeben von hellen Speicherzellen ergeben im Spiegel die typischen tangentialen Wellenlinien.
Die laminare Trennung durch Leitbündel ist im Verhältnis zu anderen ringporigen Holzsorten europäischer Herkunft wenig ausgeprägt; die Gefahr der laminaren Separation und dem daraus resultierenden Bruchbild dürfte bei Ulme am geringsten sein. Dies gilt vor allem für junge Exemplare bis zu einem Durchmesser von 20cm.

Bei unserer Klassifikation der Bogenhölzer verzichten wir auf die Angabe des spezifischen Gewichts, da es innerhalb einer Sorte zu derartig großen Schwankung kommt, dass eine Abgrenzung mir nicht mehr spezifisch erscheint.
Eignung als Bogenholz
Um standorttypische Merkmale zu diskutieren, müsste der hier gegebene Rahmen gesprengt werden. Dies gilt für alle im Blog diskutierten Holzarten. Allerdings kann man sagen, dass in unterschiedlichen Epochen artspezifische Erkrankungen der Bäume auftreten, die eine Eignung für unsere Zwecke stark einschränken und die Verfügbarkeit geeigneter Stücke limitieren.
So ist in den vergangenen Jahren (Süddeutschland seit ca. 1972) die Ulme stark durch eine Pilzart (Konidienform) befallen, der sich mit dem Ulmen-Splintkäfer verbreitet und eine Tracheomykose auslöst.
Darüber hinaus wird die Verwendbarkeit der Ulme zum Bogenbau durch den Umstand eingeschränkt, dass sie mit fortschreitendem Alter dazu neigt, in der Reifholzzone Drehwüchsigkeit aufzubauen, so dass der parallele, homogene Schichtaufbau gestört wird.
Darüber hinaus ist Ulmenholz sehr lebhaft und weist Färbungen von satt braunen Ledertönungen bis zu hellem Gelb auf.

Beschaffung
Aus den vorgenannten Gründen ist die Verfügbarkeit geeigneter Rohlinge gering; gegebenenfalls sind junge Stämme durch Ausforstung verfügbar, Bohlen aus Altbeständen werden immer seltener.

Bearbeitung
Sofern kein Drehwuchs vorhanden ist, lässt sich das Ulmenholz im frischen Zustand verhältnismäßig gut spalten. Für die weitere Bearbeitung mit dem Beil und andere schneidende Verfahren ist wie immer eine Trocknung unter 25% RF sinnvoll. Eine toxische Wirkung ist nicht bekannt.

Trocknung und Lagerung
Mit Ausnahme der Eibe (evtl. auch Eberesche) empfehle ich die Entfernung von Rinde und Kambium bei allen Holzarten. Damit trocknet der Spaltling  schneller, Schadinsekten und Mikroorganismen finden weniger Angriffspunkte und das Ablösen der Rinde geht frisch deutlich einfacher.
Ansonsten erfordert die Ulme keine besondere Behandlung.
Bogen-Layout bei Ulme
Auf Grund der zuvor beschriebenen Eigenschaften lassen sich die unterschiedlichsten Designs verwirklichen; die Verteilung von Lignin und Cellulose in der Zelle erzeugt hier eine nahezu identische Zug- und Druckstabilität, so dass die Bauchseite des Bogens durchaus einen ovalen Querschnitt aufweisen darf und damit eine schlankere Ausführung ermöglicht.

Fazit
Ulme ist nicht ohne Grund eines der ältesten für den Bogenbau verwendeten Hölzer, unter anderem auch, weil es zu den ersten Baumarten nach Birke und Kiefer in der postglazialen Periode zählt. Haltbarkeit, Performance und Aussehen bringen es an die Spitze der Kandidaten.

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