Hainbuche als Bogenholz
Bogenholz Hainbuche
Hainbuche (Carpinus betulus) wird auf Grund seiner buchenähnlichen Rinde und Blätter wegen fälschlicherweise den Buchengewächsen (auch Bez. Weißbuche, Hagebuche geläufig) zugeordnet, gehört jedoch botanisch der Betulus – Familie an und ist daher nah verwandt mit Birke oder Hasel.
Traditionell wurde das schwere (Rohdichte bis 0,82), zäh – elastische Holz in der Wagnerei und anderen Bereichen mit hoher mechanischer Beanspruchung eingesetzt. Historische Bogenfunde sind außer bei Armbrüsten keine bekannt.
Aufbau und Eigenschaften
Zerstreutporiges Holz ohne erkennbare Unterschiede von Splint und Kern und schwach abgegrenzte Jahresringe in groben Wellenlinien. Die Wuchsform des bis zu 25m hohen Stammes ist teilweise extrem spannrückig.
Eignung als Bogenholz
Bereits aus dem bisher gesagten folgt eine eingeschränkte Eignung der Hainbuche zumindest für weniger erfahrene Bogenbauer. Schon das Freilegen des Rückens erfordert Geschick und Einsatz spezieller Werkzeuge.
Die Bauchseite ist auf Grund der kaum erkennbaren Jahresringe ebenfalls heikel. Gut möglich, dass dieses Holz von unseren Vorfahren deshalb kaum zum Bogenbau genutzt wurde.
Trotzdem lassen sich die hervorragenden Eigenschaften, die Zähigkeit, Härte und Elastizität für sehr dauerhafte und leistungsfähige Bogen einsetzen.
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil der Hainbuche ist ihre sehr gute thermoplastische Verformbarkeit für alle, die Recurves an ihrem Bogen bevorzugen, oder um Drehwuchs zu korrigieren.
Beschaffung
Da die Verbreitung der Hainbuche in Zentraleuropa bis in Lagen um 1000m häufig ist, stellen sich diesbezüglich wenig Probleme. Lediglich zur Auswahl gehört ein geschultes Auge. Günstig sind Durchmesser bis 20cm, da sich i.d. Regel stärkere Spannrückigkeit erst später ausbildet.
Bearbeitung
Spaltbarkeit der Stämme bisweilen miserabel; Einstiche entlang der Spaltlinie oder Arbeit mit vielen Keilen hilfreich. Schneiden, Messern und Schleifen funktioniert dagegen gut; hervorragende Polierbarkeit. Äste meist gut verwachsen und unproblematisch.
Trocknung und Lagerung
Hainbuche kann in der Rinde getrocknet werden. Hohes Schwundmaß einkalkulieren (>5%). Anfällig für Werfen und Reißen, daher Markstrahl immer entfernen!
Bogen-Layout bei Hainbuche
Auf Grund der zuvor beschriebenen Eigenschaften lassen sich die unterschiedlichsten Designs verwirklichen; die Verteilung von Lignin und Cellulose in der Zelle erzeugt hier eine nahezu identische Zug- und Druckstabilität, so dass die Bauchseite des Bogens durchaus einen ovalen Querschnitt aufweisen darf und damit eine schlankere Ausführung ermöglicht. Somit lassen sich die Nachteile des hohen Gewichts weitgehend ausgleichen.
Fazit
Hainbuche dürfte ein Favorit für kurze Recurves in schlanker Bauform sein. Überdies lassen sich durch sorgfältige Bearbeitung des Rückens geweihartige Muster erzielen, welche einen schönen Kontrast zum ansonsten gelblich – weißen Holz ergeben.
Dein Kommentar
Want to join the discussion?Feel free to contribute!